Sina-Christin Wilk – Freie Journalistin & Texterin
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Blog – Sina-Christin Wilk

Über die Wahrnehmung kreativer Arbeit. Ein Kommentar

19/3/2021

2 Kommentare

 
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„Das kann ich auch selbst machen“ oder „Wie, dafür hat jemand studiert“ sind Sätze, die sicherlich schon viele Menschen gehört haben, die kreativ arbeiten. Generell wird kreatives Arbeiten von Außenstehenden oftmals völlig falsch eingeschätzt.

Warum man bestimmte Aufgaben nicht mal gerade nebenbei erledigt und warum es sinnvoll ist, einen kreativen Spezialisten – aka Profi – für bestimmte hinzuzuziehen, habe ich euch hier einmal niedergeschrieben.

Gute Arbeit soll bezahlt werden

Erst kürzlich hatte ich wieder eine dieser Begegnungen: „Du kannst das doch, schreib mir mal gerade den Text“, hieß es von einer Auftraggeberin, als wir gerade über ihr nächstes Projekt sprachen. Ganz spontan sollte ich – mal gerade – eine Verlagsbewerbung aufsetzen. Ich dachte mir: Keine gute Idee.

Im selben Gespräch zeigte ich ihr, wie man Canva verwendet, um die eigenen Social-Media-Postings ein wenig aufzuhübschen. Was soll ich sagen? Sie war begeistert, saß aber auch einer völligen Fehleinschätzung auf.

„Und ich schicke das immer an den Grafiker – der nimmt da viel Geld für. Das kann ich doch auch alleine machen“, empörte sie sich. „Naja, der Grafiker steckt da ja auch Arbeitszeit und Erfahrung rein, und beides möchte er selbstverständlich ordentlich bezahlt bekommen“, erwiderte ich.

Das kannst du schon so machen …

Sicherlich kann man viele Dinge, für die man andere beauftragt, auch selbst erledigen. Allerdings sollte man sich immer etwas vor Augen halten: Ich beauftrage jemand anderen, weil ich entweder keine Zeit, keine Lust oder keine ausreichende Erfahrung mit der Materie habe.

Darüber hinaus ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Endergebnis ein gänzlich anderes ist, als wenn man bestimmte Dinge in die Hände eines Spezialisten legt. Oder würdet ihr auf ein gutes Menü in einem Restaurant verzichten, weil ihr ja auch selbst kochen könnt?

So verhält es sich übrigens mit allen kreativen Tätigkeiten. Selbstverständlich kann ich selbst auf den Ablöser einer Kamera drücken. Aber vergleichbar mit dem, was ein richtig guter Fotograf basierend auf Erfahrung, tiefergreifender Kenntnisse der Technik, Ausbildung und/oder Studium leistet, ist das sicherlich nicht.

Professionalität beruht auf mehreren Faktoren

„Schreiben kann ich auch“ ist eine Aussage, die vermutlich schon jeder, der in seinem Beruf Texte verfasst, gehört hat. Sicherlich haben die meisten Menschen – dankenswerter Weise – irgendwann in ihrem Leben gelernt, wie man einen Stift hält, wie man eine Tastatur bedient und wie man Wörter einigermaßen sinnvoll aneinander reiht.

Professionelles Schreiben definiert sich aber über ganz andere Faktoren: Ein Wortschatz, der in der Regel größer ist als der durchschnittliche, über den die meisten unserer Mitmenschen verfügen. Grammatik und Interpunktion? Sollten sitzen. Ebenso wie die korrekte Anwendung von Redewendungen und Fremdwörtern.

An dieser Stelle sind wir erst bei den absoluten Basics. Denn es gehört noch mehr dazu, wenn man als professioneller Autor, Texter, Journalist, Redakteur oder Ähnliches tätig ist. Beispielsweise Kenntnisse über Storytelling, Recherche, Stil, Struktur und Aufbau, Vorgaben bestimmter Textgattungen und Kriterien des suchmaschinenoptimierten Schreibens für das Web. Um nur einige wenige Aspekte zu nennen.

That’s my job. Not yours. That’s it.

Hand aufs Herz: Könnt ihr das als Laien wirklich leisten? Nein? Das ist auch überhaupt nicht nötig. Denn es ist nicht eure Aufgabe. Stattdessen stellt ihr eure Kenntnisse, Fähigkeiten und Talente jeden Tag aufs Neue in einem völlig anderen Bereich unter Beweis. Und darauf könnt ihr zurecht stolz sein.

Aber genau dieses Gesamtpaket ist es, das ihr buchstäblich honoriert, wenn ihr einen Kreativen, einen Spezialisten für ein bestimmtes Thema und/oder für eine spezifische Tätigkeit beauftragt. In der Regel bezahlt ihr im Übrigen für den Gegenwert, nicht für die aufgewendete (Arbeits-)Zeit.

Essenziell: immer das Gesamtbild betrachten

Vor Kurzem bin ich über eine schöne Anekdote gestolpert, die dieses Thema sehr gut verdeutlicht:

Als Pablo Picasso bereits etwas in die Jahre gekommen war, saß er in einem Café und zeichnete völlig entspannt auf einer Serviette herum. Als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte und aufbrechen wollte, ließ er die Serviette zerknüllt zurück.

Eine Frau, die ihn erkannte, fragte ihn, ob sie die Serviette haben könne. Picasso stimmte zu – und wollte 20.000 Dollar als Honorar einstreichen. Die Frau zeigte sich entsetzt und erwiderte völlig verständnislos: „Aber Sie haben doch nur wenige Minuten benötigt, um die Zeichnung anzufertigen.“
„Nein, meine Dame. Ich habe über sechzig Jahre benötigt, um diese Zeichnung anzufertigen“, lautete Picassos Antwort.

Wertschätzung für Wertschöpfung

Kreative nennen sich nicht ohne Grund so: Sie bringen ihre Kreativität, handwerkliches und/oder künstlerisches Talent ebenso in ihre Arbeit ein, wie spezifisches Knowhow. In der Regel steht ein Konzept hinter der Tätigkeit. Zudem wird viel Vorarbeit kognitiv oder emotional geleistet, bevor es wirklich ans Schaffen, ans konkrete Tun, geht.

Für unser Eingangsbeispiel bedeutet das: Prinzipiell ist es möglich, dass ich ein Anschreiben innerhalb kürzester Zeit anfertige. Damit das Ergebnis zufriedenstellend ist, benötige ich aber zumindest etwas Vorlaufzeit, um mir Gedanken über Inhalt, Aufbau etc. zu machen.

Und der Fotograf? Auch der knipst nicht einfach drauf los, sondern lässt zunächst Lichtaufbau, Bildstruktur etc. auf sich wirken, um das Motiv bestmöglich einzufangen. Hierfür wiederum benötigt er die Erfahrung und spezifische Kenntnisse.

Also ja: Ihr könnt eure Grafiken, Texte, Bilder, Fotos und Co. in Eigenregie umsetzen. Aber stets auf einem anderen Level, als es die Profis tun. Vergesst bitte daher nicht, euren Kreativen diese Wertschätzung entgegenzubringen und ihre Leistungen anzuerkennen. Denn sie sind es, die Mehrwerte schaffen.

Bildmaterial: Foto von Andrea Piacquadio von Pexels
2 Kommentare
Tokio32 link
17/9/2022 01:08:02 pm

Sehr guter Beitrag. Erfahrung hat gezeigt, dass auch der Arbeitsplatz eine Rolle spielt. Ist es ein ergonomischer Arbeitsplatz, so ist die Kreativität auch mehr da. :)

Antworten
Sina-Christin Wilk
19/9/2022 10:13:45 am

Danke, dass du deine Wahrnehmung hier teilst! :) Da stimme ich dir zu: Die Gestaltung des Arbeitsplatzes ist essenziell.

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    Sina-Christin Wilk – freie Journalistin & Texterin mit Fokus auf Storytelling  in Osnabrück


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