KI-Anwendungen stehen aktuell hoch im Kurs. Es vergeht kein Tag, an dem es nicht zig Meldungen in den Medien zu neuen Tools, Plugins und aktualisierten Versionen gibt. Kurz gesagt: KI ist für viele von uns spätestens seit Anfang 2023 nicht mehr aus unseren (Arbeits-)Alltag wegzudenken. Eines der wohl bekanntesten Tools ist ChatGPT. Oder vielmehr GPT-3 und GPT-4, wie die Anwendung eigentlich genannte werden müsste. Denn die Bezeichnung ChatGPT bezieht sich im Grunde genommen auf den ChatBot, den der Hersteller OpenAI der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Eingeschlichen hat sich die Bezeichnung ChatGPT dennoch. Daher behalte ich den Begriff im folgenden Text der Einfachheit bei. Von der Fachkompetenz anderer profitieren: der Mehrwert einer guten Fortbildung Worum es in diesem Beitrag gehen soll, sind meine Erfahrungen, die ich vor Kurzem im Rahmen einer Fortbildung zum Thema ChatGPT gesammelt. Der Schwerpunkt lag im Bereich Texten mit KI. Da der Hype in diesem Bereich aktuell recht groß ist, war es mir wichtig, die Situation möglichst von Anfang an richtig einschätzen und verfolgen zu können. Die Teilnahme an der Chat-GPT-Fortbildung schien mit hier genau der richtige Weg. Denn wer die öffentlich stattfindenden Diskussionen zu der KI-Anwendung verfolgt, wird mir zustimmen: Es ist kaum möglich, sich auf die Schnelle in das Thema einzuarbeiten. Dass ich auf die gebündelten Erfahrungen aus Anwendung und Theorie sowie die Expertise einer Person setzen kann, die sich intensiv mit der Thematik beschäftigt, schien mir naheliegend. Und das völlig zu Recht: Die Chat-GPT-Fortbildung war super! Äußerst gut strukturiert und höchst informativ. Der Dozent beschäftigt sich laut eigener Aussage aktuell 24/7 mit KI-Tools. Somit ist er genau der richtige Ansprechpartner für Fragen rund ums Texten mit KI. Ich habe sehr viel über die Hintergründe, Chancen und Beschränkungen des Tools erfahren. Ebenso habe ich Einblicke in potenzielle Synergien mit weiteren KI-Tools gewonnen, die mich fachlich enorm weiterbringen. Außerdem ist meine Einschätzung bestätigt worden: Das Potenzial für die individuellen Anwendenden korreliert mit der (Fach-)Kompetenz der Person, die das Tool nutzt, beziehungsweise den Prompt eingibt. Quo vadis ChatGPT: Einschätzung von Textenden und Nicht-Textenden An dieser Stelle komme ich zu einem wichtigen Punkt, der für mich bei jeder Fortbildung mitschwingt: Ich nehme für mich niemals nur inhaltlich etwas mit. Wovon ich stets ebenso profitiere, sind die Einschätzungen und Erfahrungen der anderen Teilnehmenden. Denn hier lässt sich unfassbar viel mitnehmen. Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse durch die Fortbildung war: Die Teilnehmenden, die selbst Texte schreiben, schätzen das Tool als wichtiges Hilfsmittel ein. Sie sind sich sicher, dass die KI unsere Art des Arbeitens verändern, aber professionelle Schreibende nicht ersetzen wird. Dennoch ist eine gewisse Verunsicherung vorhanden. Eine Teilnehmerin hat einen guten Vergleich gebracht, wie ich finde: In Zukunft werden wir zwischen standardisierten KI-Content und Premium-Content unterscheiden müssen. Analog zu Fast Food und Slow Food. Mit anderen Worten: Wer Wert auf richtig gute Texte legt, wird weiterhin auf die Leistungen eines Profis setzen. Genau diese Einschätzung teile ich auch: ChatGPT und Co. werden wertvolle Sparringspartner, die ich klug einsetzen werde, um beispielsweise zeiteffizienter zu arbeiten. Dieser Einschätzung gegenüber stand die derjenigen, für die Text lediglich Hilfsmittel für die eigene Arbeit darstellt oder die Textende beauftragen. Um ganz ehrlich zu sein, haben mich hier manche Aussagen mehr als überrascht. Denn ich finde es immer wieder aufs Neue verblüffend, wie schnell Menschen, die nicht tief in einem Thema drin sind, sich eine Meinung über die Kernkompetenzen anderer bilden zu können. Mir fehlt oftmals die kritisch hinterfragende Herangehensweise, wenn man sich an neue Themen heranwagt. Lernen auf einer weiteren Ebene: die anderen Teilnehmenden Ein konkretes Beispiel: Für eine Übung haben wir uns zu viert in einer Breakout-Session einer konkreten Aufgabenstellung gewidmet. Die Aufgabe lautete: Erstelle einen Content-Marketing-Plan für ein Wein-Magazin. Die Formulierung der Aufgabenstellung war bewusst offengehalten, um die Herangehensweise und die Ergebnisse der drei Gruppen, die aus den Teilnehmenden zusammengestellt wurden, vergleichen zu können. In der Gruppe, der ich zugeteilt wurde, befanden sich zwei Personen, die selbst redaktionell arbeiten und Texte verfassen (mich eingeschlossen). Eine weitere Person, laut eigener Aussage nicht sehr technikaffin, arbeitet im Bereich Sales und Personal. Die vierte Person arbeitet sehr technisch und nutzt Texte lediglich im Kontext Dokumentation, Vorlagen, Buyer Persona. Die Aufgabe selbst haben wir gut gelöst, denke ich: Wir haben einen guten Prompt erstellt, der uns einen Content-Marketing-Plan mitsamt Vorschlägen zu Themenkomplexen, Vermarktungsmöglichkeiten etc. erstellt hat. Der euphorische Ausruf der Dame aus dem Sales: „Super, dann ist unsere Arbeit ja erledigt. ChatGPT hat den Job erledigt, den in meiner Firma sonst vier Personen erledigen.“ Ganz ehrlich: Ich musste ordentlich schlucken und hätte – wenn die Zeit es erlaubt hätte – diese Ansicht gerne diskutiert. Was kann das Tool (wirklich)? Einschätzung von Chancen und Risiken DENN: ChatGPT hat keinesfalls unsere Arbeit erledigt. Es wurde eine Grobstruktur erstellt, das ist alles. Die redaktionelle Arbeit beginnt jetzt erst. Die KI kann weder die passenden Ansprechpartner:innen zusammenstellen, Interviews führen, Reportagen oder Porträts schreiben. Auch Besonderheiten, wie lokale Themen und deren Umsetzung, können nicht berücksichtigt werden. Es können lediglich Standards abgebildet werden. Beispielsweise könnte die KI ein Rezept erstellen oder Hintergrundinfos zu Sensorik und Co. zusammenstellen. Eben das, was die erlernte Daten hergeben – oder was die KI zu dem jeweiligen Thema findet. Auch die Abwicklung von Layout, Textsetzung und Co. koordinieren oder mit der Druckerei sprechen. Bei einigen Teilbereichen kann die KI sicherlich wieder gut unterstützen, aber die erforderliche Arbeit für die Umsetzung des besagten Wein-Magazins kann ChatGPT nicht erledigen. Du darfst tippen, wer dennoch der Meinung ist, zukünftig weniger Personal zu benötigen und die Zusammenarbeit mit Textenden – und Grafikern übrigens auch – als überflüssig und Geldverschwendung betrachtet … Der Teilnehmer, der mit Texten kaum etwas am Hut hat, ist sogar der Überzeugung, dass „KI sogar die industrielle Revolution in den Schatten stellen wird.“ „Meine Güte“, dachte ich mir, „halt den Ball mal flach.“ Ernsthaft: KI ist mächtig, ohne Frage, aber sie wird sicherlich nicht diese „prophezeite“ Art der Veränderung bringen. Denn KI wird bereits seit etlichen Jahren in allen möglichen Bereichen genutzt. Die großen Veränderungen sind trotzdem ausgeblieben. Das liegt einfach in der Natur der Sache: Unsere technologische Weiterentwicklung ist wesentlich langsamer als wir als Gesellschaft immer denken. Sicherlich gibt es immer mal wieder einen Meilenstein, der als Durchbruch betrachtet werden kann und eine größere Veränderung schlagartig umsetzt. Aber im Großen und Ganzen sind wir stetig, aber kleinschrittig unterwegs. Und das ist auch gut so. Wie heißt es so schön in der Pop-Kultur: „Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“ Und so verhält es sich auch mit KI-Tools fürs Texten: Open AI arbeitet derzeit an der Optimierung des Angebots. Das hat klar Vorrang, bevor die Versionen mit weiteren Daten gefüttert werden. Eine sinnvolle Entscheidung, wie ich finde. Die Grenzen künstlicher Intelligenz Ein weiterer Aspekt, den wir bei der Bewertung nicht außer Acht lassen dürfen, ist die Tatsache, dass die meisten von uns einem nicht zu unterschätzenden Missverständnis aufliegen: Bei KI handelt es sich keinesfalls um echte Intelligenz. Die Bezeichnung ist irreführend. Vielmehr handelt es sich um Machine Learning: Die KI lernt aus Daten, die Anwende bereitstellen. Im Bereich Text verhält es sich also so, dass die KI zum Texten Wahrscheinlichkeiten aus vorliegenden Informationen berechnet. Ein Beispiel aus der Fortbildung: Wenn du im Prompt einen Text über Kirchen in Köln erstellen möchtest, lieferst du Parameter, auf deren Grundlage die KI errechnen kann, welcher Inhalt dir voraussichtlich vorschwebt. Wenn du also einen Satz mit „die größte und bekannteste Kirche in Köln …“ beginnst, ist sich das Tool zu 93 % sicher, dass sich der folgende Text auf den Kölner Dom beziehen wird. Das klingt doch recht ordentlich, denkst du dir jetzt vielleicht. Das stimmt. Allerdings sollten wir keinesfalls einen wichtigen Aspekt außer Acht lassen: Ob der ausgeworfene Text einen reellen Mehrwert bietet und inhaltlich korrekt ist, muss aber nach wie vor von einer Person mit entsprechender sprachlicher und fachlicher Kompetenz bewertet werden. Hier sollte spätestens der eigene Anspruch an die eigene Sorgfaltspflicht greifen, denke ich. ChatGPT: wichtiger Sparringspartner mit Grenzen, die man kennen und akzeptieren sollte Was ich hier zum Ausdruck bringen möchte, und das hat mir die ChatGPT-Fortbildung bestätigt: KI ist mächtig und hat eine Menge Potenzial, wenn man sie zu nutzen weiß. Sie hat aber auch Grenzen, und hier sollten wir sehr realistisch sein, statt völlig unreflektiert einem Hype zu verfallen. Dieser Text ist übrigens ein hervorragendes Beispiel für etwas, das KI nicht abbilden kann: Ich habe meine Gedanken, meine Erfahrungen und meine (Sinnes-)Eindrücke in Worte gefasst. Hierbei handelt es sich um einen höchst komplexen und individuellen Prozess, den ein generierter Text, der durch eine KI wie ChatGPT erstellt wird, nicht abbilden kann. Um im KI-Sprech zu bleiben – wir reden hier u.a. von Text to Speech, Text to Video und Ähnliches – habe ich auf Mind to Text gesetzt. Irgendwie ganz schön mächtig, oder?
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Autorin
Sina-Christin Wilk – freie Journalistin & Texterin mit Fokus auf Storytelling in Osnabrück
Kategorien
Alle
Was dich hier erwartet?
Lust auf spannende Einblicke in den Kultursektor, Tipps und Tricks zum guten Texten oder Beiträge zum Bereich Gesellschaft und Medien? Dann herzlich willkommen auf meinem Blog! Lies rein und kommentiere gerne. Ich freue mich auf deinen Input und den Austausch.
Was genau dich hier erwartet? In der Kategorie AGON – Der Kulturblog findest du unterschiedlichste Beiträge rund um Kultur im Allgemeinen, Theater und Literatur. Diese Kategorie ist aus meinem ersten Blog hervorgegangen und eine wahre Herzensangelegenheit. Interessante (Hintergrund)Informationen und vielleicht den ein oder anderen Perspektivwechsel zum Thema Schreiben gibt es in der Kategorie Book Smart – Clever Texten. In diesen Beiträgen gebe ich Schreiberlingen und potenziellen Auftraggeber:innen wertvollen Input an die Hand. #stillstanding – Gesellschaft und Medien lautet der Name der dritten Kategorie: Eine Art Kolumne, in der ich verschiedene Themen für dich aufbereite. Manchmal nach Lust und Laune, manchmal, weil mir das Thema aus aktuellem Anlass relevant erscheint. Du hast Ideen und Wünsche für weitere Beiträge? Dann gerne her damit! |